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Deutsche Stiftung Musiktherapie

Geförderte Projekte

Die Deutsche Stiftung Musiktherapie setzt ihre finanzielle Unterstützung ein, um die Musiktherapie als wirksame Therapieform bekannt zu machen und um sie zu verbreiten. Damit möglichst vielfältige musiktherapeutische Angebote genutzt werden können, ist diese Unterstützung sehr wichtig, zumal die Kosten leider nicht als Krankenkassenleistung anerkannt werden und daher privat bezahlt werden müssen. 

Neben einigen Förderungen für Einzeltherapien und Gruppenteilnehmende beteiligt sich die Deutsche Stiftung Musiktherapie an Angeboten, die im Musiktherapie Institut an der Musikschule Rendsburg gemacht werden. Einige Beispiele dafür finden Sie hier.

Musiktherapie zum Kennenlernen

©R.Frank

Musiktherapie zum Kennenlernen  

Ein Kursangebot
Was ist Musiktherapie, wie wirkt sie?
Dieser Kurs richtet sich an alle, die Lust haben, Musiktherapie „in Aktion" zu erfahren, neue Anteile der eigenen Persönlichkeit kennen zu lernen und sich weiterzuentwickeln. An diesem Tag geht es darum, Spielfreude zu entwickeln, Stärken zu entdecken, sich nonverbal auszudrücken, neugierig zu sein, sich auszuprobieren.
Wie klingt mein Name? Welche Instrumente sprechen mich an? Musizieren ohne Vorkenntnisse, wie geht das? Mein Atem, meine Stimme - Dies sind einige der Themen, die in diesem Kurs erlebt werden können.

(Carola Schlageter, Musiktherapeutin im Musiktherapie Institut in Kooperation mit der Volkshochschule Rendsburger Ring e.V.)

 

Spielen mit Musik

©R.Frank

Spielen mit Musik

Das kindliche Spielen ist die Grundidee für dieses neue Angebot. Kinder tragen das Spielen mit Musik bereits in sich; sie spielen mit Geräuschen, Klängen, Rhythmen und Tönen, so wie sie atmen, sprechen und sich bewegen.

Das Spielen mit Musik beinhaltet Wahrnehmungsprozesse, Ausdrucksfreude,bietet Möglich-keiten des Kontaktaufbaues und damit der Herstellung von Beziehungen  und der  Verarbeitung von Konflikten.

Dieser positive Zugang zu Klängen und Tönen kann Kinder in besonderer Weise berühren und die natürlichen positiven Entwicklungskräfte fördern. So bietet das Spielen mit Musik besonders bei kindlichen Auffälligkeiten Hilfestellung  (Hörverarbeitungsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite, Integrationsschwierigkeiten oder anderen Regulationsstörungen).

Die Kinder haben Erfolgserlebnisse, wenn sie musikalische Kompetenzen erleben und wie wichtig sie als Person z.B. mit ihrem Instrument in der Gruppe sind. Diese Erfahrungen dienen der Stärkung des Selbstbewusstseins, der Spielfreude und ermuntern zur Kreativität.

 

In der Kindergruppe müssen von der Leiterin musikalische Situationen so angeboten bzw. vorstrukturiert werden, dass sie die verschiedenen Sinne ansprechen. Gleichzeitig müssen die persönlichen Erfahrungsschätze der Kinder in ihren jeweiligen Klangwelten Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren.

Zur Methodik des Spielens mit Musik gehört das Spiel mit der Stimme als Klangwerkzeug und als Mitteilung über die emotionale Befindlichkeit jedes einzelnen Kindes ebenso wie es beim ersten Kontakt mit Instrumenten wahrzunehmen, zu begleiten und sich vom Agieren des Kindes beeindrucken zu lassen.

Eine solche Beobachtungshaltung beruht auf dem professionellen Suchen und Anbahnen einer Beziehung zum Kind und der Intention, dem Wunsch, als Leiterin möglichst aktuell am „Puls“ des einzelnen Kindes und der Gruppe sein zu wollen.

Was das Spielen mit Musik ermöglichen kann, wenn Kinder diese formen, mit ihr spielen und sie in ihren Alltag integrieren, kann die Basis sein, auf  der  sich Musiktherapie und Musik-schule einander ergänzend und unterstützend begegnen.

(Bärbel Zulauf, Musiktherapeutin HP im Musiktherapie Institut Rendsburg)

 

Gewaltprävention an einer Grundschule

©R.Frank

Gewaltprävention in einer Schulklasse durch musiktherapeutisch angeleitete Integration und Regulation von Gruppenprozessen im Projekt „DrumCircle“

 

Im Schuljahr 2016/17 wurde das erfolgreiche Projekt „DrumCircle“ in einer Grundschule in Rendsburg (Beginn 2013) für die Schüler der 1. Klasse fortgesetzt.

Die Ziele des musiktherapeutischen Angebotes waren:

Förderung der integrativen Fähigkeiten der Kinder, Abbau von Spannungen und Aggressionen, Aufbau gegenseitiger Akzeptanz und Inklusion der Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf aufgrund kultureller und sozial bedingter

Problemstellungen. Die Zusammenstellung der Schulklasse bot in der Tat ein sehr heterogenes Bild, was den Kindern die Möglichkeit, dem Unterricht zu folgen, durch sprachliche und soziale Schwierigkeiten verschiedenster Art erschweren musste.

Das Angebot „Drumcircle“ bot einen sehr niederschwelligen Ansatz, der über das Kennenlernen von Instrumenten und interaktiven Spielen eine Fülle von Lernfeldern ermöglichte. Dabei wurde der Fokus wenig auf das „richtige“ Erlernen eines Instrumenten gelegt, dafür umso mehr die achtsame Handhabung der Instrumente, und gegenseitige Rücksichtnahme eingeübt sowie Frustrationstoleranz gefördert. Besonderer Wert wurde auf die Vermittlung der Einsicht gelegt, dass erst die strenge Regeleinhaltung der „DrumCircle“ Spiele ein gegenseitiges Zuhören und damit das

erfolgreiche Zusammenspiel ermöglichte.

Bezüglich der Instrumente bot das Konzept „DrumCircle“ durch die im Mittelpunkt

stehenden Trommeln eine ideale Projektionsfläche für die Entwicklung und das Ausagieren von Kraft und Stärke, Erfahrung von Selbstbehauptung und nicht zuletzt für die Erfahrung von Spaß an der Verstärkung durch die Gruppe sowie Geborgen-heit in der Gruppenstärke.

Rhythmen haben eine starke einbindende Kraft in die Gruppensozialstruktur und bieten die Erfahrung eines positiven Bezuges zur Einhaltung von Regeln. Rhythmus knüpft zudem leicht an interkulturelle Erfahrungshintergründe an und wirkt auch für Schüler aus anderen Kulturkreisen gut motivierend.

Anfangs galt es, die inneren Hemmnisse zu überwinden und die „richtige“ Hand-habung der Trommeln zu lernen. Besonders der schnelle Anschlag stellte einige Kinder im Aktivitätsniveau vor erhebliche Herausforderungen. Hier war die Geduld der Gruppe gefordert, die Hilfestellung für einzelne abzuwarten. Diese für jedes Kind prinzipiell geltende wertschätzende Haltung bildete für die Kinder ein großes Feld der Auseinandersetzung. Fairness, keine Bevorzugung Einzelner und stetige Hilfe-stellung wurden ständig ausgetestet, eingefordert und hinterfragt.

Neu für die Schüler war die Möglichkeit, Regeln selbst spielerisch in Dirigenten-funktion einzufordern. Diese Erfahrung von eigener Handlungskompetenz, Selbst-gewissheit, Einbindung in die Gruppendynamik, Verursacher sein zu können und eine (annähernd) adäquate Antwort zu erhalten, und natürlich eine Regulation der eigenen sowie der Gruppendynamik war für alle Kinder sehr wichtig. Die Kinder beteiligten sich mit Eifer darin, kreative, von der ganzen Gruppe getragene

und eingeübte Kompromisse und Lösungsstrategien für die Ausbalancierung zwischen dem Wunsch der Selbstinszenierung und der fairen Chancengleichheit in der Gruppe zu finden.

Das Projekt motivierte nicht wenige Kinder zum Erlernen von Lieblingsinstrumenten und setzte eine lebhafte Diskussion um die Probleme untereinander und allgemein um den Klassenzusammenhalt im Gang, der auch in den anderen Schulstunden weiter geführt wurde.

Im Laufe des Schuljahres wurden -ausgehend vom „DrumCircle“ Konzept- auf den laufend evaluierten Gruppenprozess bezogen unterschiedliche musiktherapeutische Konzepte eingesetzt, von der Inszenierung von Geschichten bis zu freier Improvi-sation. Besonders hervorgehoben werden muss der fortwährende Austausch und die hervorragende Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin, was dem Projekt ganz wesentlich zum erfolgreichen Gelingen verhalf.

(Margret Schicht, Musiktherapeutin am Musiktherapie Institut Rendsburg)

Tagung "Zufluchsorte" am 6. und 7. September 2019 in der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) Hamburg

©MIR

 

Junior-Senior-Integrationsprojekt "Zusammenkommen" (Bremen)

 

Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Musiktherapie fand von 2015 -2016 in Bremen das Junior-Senior-Integrationsprojekt des Bremer Instituts für Musiktherapie (BIM e.V.) statt. Das Projekt richtet sich an (sozial benachteiligte) Kindergartenkinder und Senioren im Pflegeheim, u.a. mit Demenz und Pflegebedürftigkeit. Jede Gruppe beschäftigt sich unter der Leitung von Friederike Jacob, Musiktherapeutin M.A., mit Liedern und kreativem Gestalten, wobei die Begegnungen und der Liederschatz der älteren Generation im Mittelpunkt stehen. Einmal im Monat singen und musizieren dann die Kinder mit den älteren Menschen. Das einjährige Projekt begann am 1. Oktober 2015 und wurde 2016 bei der Stiftung Weserterrassen im Ortsamt Mitte für das Motto „Inklusion“ geehrt! Dank der Zuwendung der Deutschen Stiftung Musiktherapie war es möglich, das Projekt um ein weiteres Jahr zu verlängern. Die guten Erfahrungen hatten sich "herumgesprochen", so dass auch das Stadtteilhaus St. Remberti der Bremer Heimstiftung ("Singkreis mit den Kindern") einbezogen werden konnte. Dies Format ist eine Bereicherung und ein fester Bestandteil des Alltags der Bewohner geworden.

 

Hier der Bericht von Friederike Jacob, Musiktherapeutin M.A. (Bremen) über das erste Jahr (Oktober 2015 – Oktober 2016):

 

Zusammenfassend lassen sich folgende Ziele beschreiben: Ressourcenentwicklung – Beziehungsarbeit – Förderung von Kreativität über die Lebensspanne - Verbesserung der Lebensqualität von Bewohnern eines Alten-und Pflegeheims

 

Projektmethoden:

Bei diesem Projekt begegnen sich Kindergartenkinder und Senioren musikalisch und sozialkommunikativ. Die Partner besuchen sich wechselseitig und stellen sich gegenseitig Lieder, Gedichte und Spiele aus der Kindheit vor. Das gemeinsame Singen, Tanzen und Basteln wird durch die Musiktherapeutin M.A. Friederike Jacob von BIM geleitet.

 

In diesem Bericht möchte ich (F. Jacob) die besonderen Momente des ersten Jahres zusammenfassen und somit verdeutlichen, wie fruchtbar, musikalisch, emotional und kommunikativ das erste Jahr des Projektes „Zusammenkommen“ verlaufen ist. Der einfacheren Lesbarkeit halber schreibe ich Senioren, es sind aber immer beide Geschlechter gemeint.

 

Zu Beginn besuchte ich die teilnehmenden Senioren und Seniorinnen einzeln in ihrem Zuhause. Somit konnte ich sie, ihre musikalische Lebensgeschichte, Vorlieben und Erwartungen kennenlernen und das musikalische Repertoire zusammenstellen. Zur gleichen Zeit stimmte ich die Kinder der Kita „Bärenstark“ auf mich und auf unser musikalisches Vorhaben ein. Den Zugang und die Offenheit gegenüber älteren Menschen erfuhren die Kinder durch intensiven Austausch über und mit den eigenen Großeltern.

 

Nach acht Wochen erfolgte dann das erste „Zusammenkommen“, welches von Radio Bremen 1 im Rahmen einer Spendenaktion begleitet wurde. Dies war sehr aufregend für alle Beteiligten und förderte in den Einrichtungen die Wertschätzung des Projektes. Bei diesem ersten Treffen erlebten die Kinder und die Senioren, dass es in der improvisierten Musik kein Jung und Alt gibt und dass die beiden Gruppen mehr gemeinsam haben, als sie dachten. Ein großes gemeinsames Repertoire an Kinderliedern wurde gesungen und erste zarte Kontakte entstanden. Für die Kinder war es hochspannend, Plattdeutsch zu hören zu bekommen und dadurch auch einen Einblick in die lokale Kultur zu erhalten. Sowohl Kinder als auch Senioren konnten ihre eigene Kompetenz erleben, indem sie sich gegenseitig jeweils ein modernes und ein altes Herbstlied beibrachten. Bei der Preisverleihung der „Weserterrassenstiftung“ Bremen (das Projekt erhielt den 2. Preis) führten Kinder und Senioren dieses Lied gemeinsam auf, das Gruppengefühl wurde dadurch gestärkt. Unter anderem dadurch war es möglich, dass in den folgenden gemeinsamen Musizierstunden die Hemmungen auf beiden Seiten abnahmen und viele schöne musikalische und menschliche Kontakte zustande kamen. Rituale zur Begrüßung und zum Abschied bildeten den Rahmen jeder Stunde. Die Bewegungsfreude der Kinder brachte gleichzeitig Schwung in den Alltag der Senioren. Im Dezember gestalteten beide Gruppen unter meiner Leitung eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Die Festtage regten die Gruppenteilnehmer an, miteinander über Ihre Traditionen zu sprechen. Im Januar folgte ein Winterfest. Hierbei stellte sich heraus, dass die Kinder das Märchen „Frau Holle“ kannten – dagegen einige Senioren nicht. Die Kinder waren ganz stolz darüber, einmal den Part des Geschichtenerzählers (Rollentausch) zu übernehmen und das passende Lied vorzuführen.

 

Im Laufe des Projektes kamen die Kinder auch mit dem Thema „Vergänglichkeit“ in Berührung. Eine der Teilnehmerinnen starb kurz nach ihrem 100ten Geburtstag. Die Gruppe setzte sich mit dem Thema musikalisch auseinander und spielte eine Abschiedsmusik, die zum Nachdenken anregte. Auch die Stille konnte so einmal erfahren werden.

 

Im Februar gab es ein Faschingsfest, bei welchem die Kinder ihre eigens gebastelten Kostüme vorführten und es erlaubt war, albern zu sein. Das Thema Spaß wurde musikalisch dargestellt und mit vielen lustigen alten und neuen Liedern besungen. Einer der Senioren, Herr S., erzählte allen Teilnehmern lustige Witze und Anekdoten; dies führte wiederum zu zahlreichem Austausch zwischen Kindern und Senioren.

 

Bei unserem Frühlingsfest wagten wir einen Versuch, einen Kanon zusammen zu singen. Dies ist für Kindergartenkinder eigentlich noch zu schwer. Dennoch hat es gut geklappt. Durch ein großes Lob meinerseits fühlten sich die Kinder auch wie große Schulkinder und wurden so in ihrem Selbstbewusstsein bestärkt. Außerdem konnten sie erfahren, dass sich „Arbeit“, also das Üben, lohnen kann. Bei den Senioren tat sich besonders Frau S. hervor. Sie freute sich sehr, „Stimmführerin“ zu sein und konnte sich selbst als kompetent erleben.

 

Beim Sommerfest wurden die Schulkinder mit einer kleinen Feier musikalisch verabschiedet. Somit hatten die älteren Kinder die Möglichkeit, durch ein Ritual vom Projekt Abschied zu nehmen und sich auf den kommenden Lebensabschnitt Schule einzustimmen. In den folgenden Wochen kamen 3 neue Kinder dazu, welche erst einmal integriert und eingewöhnt  werden mussten. Die älteren Kinder bekamen die Aufgabe, sich partnerschaftlich um die neuen Kinder zu kümmern. Somit entstanden auch untereinander neue Beziehungen, und die älteren Kinder erlebten sich als erfahren und reif. Durch die Neubildung der Gruppe fand das neue Zusammenkommen erst wieder zum nun schon zweiten Herbstfest statt, welches Ende und Neubeginn des Projektes symbolisiert.

 

Ich schätze mich glücklich, dass das Projekt durch Spenden mit Unterstützung der Bremer Heimstiftung nun ein weiteres Jahr durchgeführt werden und sich somit etablieren kann. Der Singkreis ist nun schon eine feste Institution im Stadtteilhaus St. Remberti geworden. Es herrscht reger Austausch und Interesse seitens der Mitarbeiter (Sozialdienst, Pflege, Betreuung), und die Teilnehmerzahl im St. Remberti hat sich verdoppelt. Wir sind nun von der anfänglichen „Sitzecke“ in die Tagespflege, den schönsten und größten Raum des Hauses, umgezogen.